Verladetraining - wie wichtig ist es?
Das Problem kennen viele, entweder beim eignen oder vielleicht beim Pferd einer Freundin oder eines Stallkollegen: Das Pferd geht nicht oder erst nach langer Auseinandersetzung auf den Anhänger.
Was ist, wenn das Pferd schnell in eine Klinik muss? Man möchte einen schönen gemütlichen Ausritt in netter Gesellschaft machen und sich an einem bestimmten Punkt treffen oder es steht ein Turnier an?
Egal, was wir mit unseren Pferden vorhaben, man kommt fast nicht drum herum, ein Pferd zu verladen. Doch was machen wir, wenn wir unser liebes Ross nicht auf den Anhänger bekommen?
Dieses Problem hatte ich immer wieder mit meiner Stute. Ich musste jedes Mal mit ihr vor dem Anhänger diskutieren. Ich habe häufig mit ihr geübt, dabei klappte es in der Regel auch sehr gut, aber nicht, wenn wir tatsächlich irgendwo hin oder wieder nach Hause wollten. Häufig war auch tatkräftige Unterstützung zur Stelle aber ich bin beim Verladen meines Ponys immer wieder an meine Grenzen gekommen und war völlig verzweifelt. Trotz des vielen Übens reichte es nicht aus, dass ich entspannt irgendwo mit ihr hinfahren konnte. Ich habe mich selbst unter Druck gesetzt: geht sie rauf oder nicht?
Es ist nicht nur nervig, wenn ein Pferd nicht auf den Anhänger geht, sondern auch gefährlich.
Man muss ständig seine Augen überall haben, falls jemand nahe der Klappe steht und das Pferd stürmt zurück oder springt zur Seite. In solchen Situationen kann es schnell riskant für die lieben Helfer werden.
Ich wollte diesem Problem ein Ende setzen; ich habe mich entschlossen bei Gerd Römbke ein Verladetraining zu machen.
Auch an diesem Morgen gab es Verladeprobleme. Wo sie doch sonst einigermaßen gut rauf ging, hat meine Stute sich strikt geweigert: „Nein, ich geh da nicht rein!“ Nach ungefähr einer Stunde hat sich meine Stute endlich erbarmt, bevor ich sie tot nerve, auf den Anhänger zu gehen. Sie war stinke sauer. Das wäre ich normaler weise auch gewesen aber ich hatte ja die Hoffnung auf eine Besserung. Als wir in Walsrode ankamen, konnte ich sie erst mal zur Beruhigung und Erholung in einen Paddock stellen.
Nach einiger Zeit haben wir mit dem Verladetraining angefangen: Ich sollte Herrn Römbke zeigen, wie ich meine Stute verlade. Schließlich sollte erst einmal der Grund gefunden werden, warum sie so reagiert und nicht mit mir auf den Anhänger gehen will. Sie hatte absolut keine Angst, sondern war schlicht und ergreifend respektlos.
Herr Römbke übernahm die Stute und fing an, mit ihr als erstes ein gutes Stück vom Anhänger entfernt zu arbeiten und hat mir seine Vorgehensweise erklärt. Er wollte erreichen, dass sie ihn respektiert und nicht über den Haufen rennt. Meine Stute reagierte genau wie bei mir und zeigte wenig Interesse für diese Geschichte und wollte sich aus seinem Wirkungskreis entfernen. Er hat sie durch Touchieren mit der Gerte immer wieder an ihre Ausgangsposition zurück gebracht; sie sollte ihm zuhören. Er musste bei ihr schon sehr deutlich werden, damit sie verstanden hatte, was er meinte. Aber danach hatte sie ihm sehr genau zugehört.
Wir hatten vorher die Trennwand aus dem Anhänger heraus genommen, denn Herr Römbke wollte meine Stute erst einmal mit einem großen Freiraum auf den Anhänger stellen. Sie zögerte etwas, ist ihm dann gefolgt und blieb brav stehen. Mich beeindruckte sehr, dass Herr Römbke sie beim hinaus gehen auf der Hälfte vom Anhänger stehen ließ, der Kopf war drin und der Rest draußen. Normalerweise geht sie dann ganz runter, aber sie ist aus dieser Position auch wieder rauf gegangen. Dies hat er mehrmals mit ihr wiederholt, mit viel Ruhe und Zeit. Nach ca. einer halben Stunde sollte meine Stute eine Pause auf dem Paddock bekommen, um die Chance zu haben, darüber nachzudenken, was dort gerade geschehen ist.
Nach einer großen Pause haben wir weitergemacht und Gerd Römbke hat zu Beginn das wiederholt, was meine Stute zuvor gelernt hatte. Nach zweimaligem Auffordern ist sie artig auf den Anhänger gegangen. Als nächstes haben wir die Trennwand vom Anhänger wieder eingebaut. Nun ergab sich für meine Stute eine ganz neue Situation. Obwohl sie schon oft auf dem Anhänger stand, musste sie es hier fast neu erlernen, für mein Pony war plötzlich alles anders. Wo vorher viel Platz war, war es jetzt begrenzt. Wo sie vorher keinen Respekt hatte, musste sie lernen, der Anweisung zu folgen. Sie zögerte etwas und war nach dem Dritten: „willst du rauf“? auf dem Anhänger. Sie blieb ganz ruhig stehen, ganz anders als ich meine Stute vorher kannte. Sie rannte sonst einfach ziellos runter und es war immer ein Glückspiel, hinten die Stange zu schließen.
Nun sollte ich es selbst ausprobieren. Ich habe sie heraufgeführt, sie folgte und blieb stehen. Ich war beeindruckt, das war genau das Ziel, welches ich erreichen wollte! Meine Stute sollte erneut eine Pause bekommen, um das Gelernte zu begreifen. In der Zwischenzeit habe ich mich natürlich über den Erfolg gefreut, aber es blieb noch die Frage offen: “Was macht sie, wenn sie drauf steht und wir gefahren sind? Geht sie danach wieder rauf?“
Nach einer kurzen Pause sollte ich gleich allein beginnen. Meine Stute ging rauf und blieb brav stehen. Als sie runter sollte und dann wieder rauf zögerte sie. Herr Römbke hat mir gezeigt, was ich machen soll und hat mir nochmals geholfen. Danach ging es einwandfrei. Wir haben den Anhänger geschlossen und sind mit ihr eine Runde gefahren und haben das Gespann diesmal woanders abgestellt. Die Stute wurde abgeladen und sie sollte gleich wieder rauf. Durch die neue Umgebung zögerte sie erneut; sie wusste nicht, was das zu bedeuten hat. Ständig eine neue Umgebung und immer wieder auf den Anhänger. Als sie wieder tadellos oben stand haben wir es nochmals wiederholt: Eine Runde gefahren, woanders geparkt, abgeladen und gleich wieder rauf und runter. Meine Stute hat alles ganz zuverlässig mitgemacht. Dann habe ich sie reisefertig eingepackt (Decke und Gamaschen) und sie ging wunderbar auf dem Anhänger. Ich war überglücklich! Meine Stute war nicht mehr sauer, weil sie in den Anhänger sollte und ich war froh, dass sie rauf geht.
Für mich hat sich dieser Tag gelohnt. Ich habe viel gelernt und bin mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren. Nicht nur, weil meine Stute sich jetzt verladen lässt, sondern weil ich jetzt weiß, wie ich mit ihr bei dieser Uneinstimmigkeit umgehen muss und diese aus dem Weg schaffen kann. Ich werde versuchen, dies beizubehalten, damit wir nun entspannt viele schöne Stunden auf Reisen genießen können.
P.S.: Genau eine Woche später habe ich mit ihr trainiert. Sie hat etwas gezögert aber war in weniger als zwei Minuten auf dem Anhänger. Ich wusste, wie ich reagieren musste und sie wusste, was sie machen sollte. Jetzt, wo das Verladen klappt: Wer weiß, was wir uns nun vornehmen. Man lernt ja schließlich nie aus.

Damit waren wir auch in der Pferde im Visier Dezember 2009